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Geschichte

„Das Kirchspiel Emmerichenhain […], […] liegt zu beiden Seiten der Großen Nister, […] an welche der Hl. Bonifacius im Jahre 738 zur Verkündung des Evangeliums vom Papste gewiesen ward.“

Mit diesen Worten beginnt die Kirchenchronik, uns über die Anfänge des Kirchspiels zu berichten.

In einer Urkunde von 1048 wird zum ersten Mal der Name „Westerwald“ genannt. Gemeint ist das Gebiet der späteren Kirchspiele Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch.

Kurz vor 1231 trennt sich das Kirchspiel von der Mutterkirche in Herborn.

In Emmerichenhain muss zu dieser Zeit schon eine Kapelle bestanden haben, als deren Patron St. Laurentius 1482 bezeugt ist. Die letzten Reste eines Vorgängerbaus unserer heutigen Kirche sind der Kanzelfuß und der steinerne Ring eines Taufbeckens.

Das Kirchspiel umfasst heute die Dörfer Emmerichenhain, Niederroßbach, Waigandshain, Nister-Möhrendorf, Oberroßbach und Zehnhausen.

Auf dem Emmerichenhainer Kirchplatz tagte das Gericht für die Kirchspiele Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch. Der Zentgraf und zeitweise 21 Schöffen sprachen hier für drei Jahrhunderte bis 1667 Recht.

Um 1550 trat das Kirchspiel unter dem, noch in Rom ordinierten Pfarrer Loos zum lutherischen Bekenntnis über.

1579 erfolgte ein erneuter Wechsel zum reformierten Bekenntnis.

Vom 30 -jährigen Krieg blieb das Kirchspiel nicht verschont.

1635 wurde Emmerichenhain von durchziehenden Soldaten niedergebrannt. Das Pfarrhaus mitsamt den dazugehörigen Immobilien fiel den Flammen zum Opfer. Im gesamten Kirchspiel lebten nur noch 19 Familien. Sechs Jahre später wurde der Zustand der Kirche als „baufällig“ beschrieben. Noch im gleichen Jahr wird in Holland eine Kollekte erhoben. 1649, nur fünf Jahre nach Kriegsende, ist die Kirche wieder „in gutem Bau“. Durch Rückwanderung und Zuzug nach Kriegsende wuchs für ca. 100 Jahre die Bevölkerung stetig an.

Im Jahr 1716 wurde die Kirche als „dachlos“ und zu klein beschrieben.

Im Folgejahr begannen der Abbruch und der Neubau der jetzigen Kirche. Nach nur zweijähriger Bauzeit waren sogar die Innenarbeiten abgeschlossen. Noch sechs Jahre sollte es dauern, bis eine Orgel zum Gottesdienst erklingt.

1740 zeigten sich viele Risse am Turm, der 1743 einstürzte. Im Jahr darauf wurde der Turm vom Grund auf neu gemauert. Aus der gleichen Zeit stammen auch die Torbögen. Das Pfarrhaus wurde 1806 aufgeschlagen. Dass die daneben stehenden Wirtschaftsgebäude noch aus der Zeit des Vorgängerbaus stammen, ist anzunehmen. Durch zündelnde Kinder verursacht, brannten sie Anfang des 20. Jahrhunderts nieder. An gleicher Stelle wurde 1930 das Martin-Luther-Haus errichtet. Während der Saal für kirchliche Zwecken genutzt wurde, zog in das Dachgeschoss die 1921 gegründete Schwesternstation der „Marburger Diakonissen“ ein.

Zu Beginn des 19. Jh. Kam es in Teilen des Kirchspiels zu einer „Erweckungsbewegung“. In Rehe, Niederroßbach, Salzburg und Waigandshain entstanden sog. „freie Gemeinden“.

Zur Freien Gemeinde Waigandshain bestehen bis heute freundschaftliche Kontakte.

Die Materialschlachten des I. Weltkrieges forderten von den Kirchen die Glocken. Noch 1917 wurden die Orgelpfeifen und die beiden kleineren Glocken beschlagnahmt. Rund 25 Jahre später ereilte die neuen Glocken das gleiche Schicksal. Seit 1953 ist das Geläut wieder komplett.

1927 gründet sich unter Pfr. Holzhausen der CVJM. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Posaunenchors. Seit 1965 wird die kirchlich musikalische Arbeit durch den Singkreis ergänzt.

Die Kirchengemeinde ist Träger eines Kindergartens. Anfangs im Martin-Luther–Haus untergebracht, zog dieser später in das freigewordene Schulhaus an der Bundesstraße, den heutigen „Kirchenbäcker“, um. Die Raumnot machte 1995 den Neubau eines Kindergartens mit zwei Gruppen nötig. Dies ist das heutige Gebäude im Nisterweg 16. Finanziert wurde es von der Stadt Rennerod und befindet sich auch noch in deren Besitz.

Liste der Pfarrer in Emmerichenhain

Bis Punkt 37 entnommen der Festschrift zum 750jährigen Bestehen des Kirchspiels Emmerichenhain aus dem Jahr 1982.

Die ältesten Aufzeichnungen (bis zu Punkt 19) entstammen den Aufzeichnungen, die Dekan F.W.C. Chelius nach alten Quellen in der Chronik der Evangelischen Kirchengemeinde Emmerichenhain angefertigt hat.

1. Gerhard, Pastor in Emmerichenhain 1303, 27. Juni. Ein Mann, der bey seinen Zeitgenossen in besonderem Ansehen muss gestanden haben, da ihn die drey Brüder Heinrich, Emich und Johann, Grafen von Nassau mit zum Schiedsrichter in ihrer brüderlichen Theilung wählten.

2. Christian, 1435, 5. Oktober

3. Wigand, 1456, 7. Dezember. 1460, 18, März

4. Matthias Loohs, aus Emmerichenhain gebürtig, war in Rom ordiniert und durch den Grafen von Beilstein hier 1530 als Pfarrer angeordnet worden. Er stand 1570 noch hier und ist 1571 oder 1572 als ein verlebter, wahnwitziger Mann, wie das Kirchenvisitationsprotokoll sagt, gestorben. Er lebte stets mit dem Kirchspiel in freundlichem Verhältnis.

5. Martin Schnabel, 1574-1578, ging 1582 nach Wllmenrod.

6. Christoph Picäus, 1582

7. Johann Ennsenius, 1591

8. Wilhelm Graf von Burg bei Herborn

9. Mathias Eberz, Herbornensis, 1607

Predigte bis 1616 jeden Sonntag und zwar zuerst in Rennerod. Er ist von hier in die Pfalz gezogen.

10. Julius Klauer kam 1615 Palmarum, von der Kapelaney Mengerskirchen hierher. Er war ein unruhiger Kopf, gegen den das ganze Kirchspiel aufstand, und der 1624, 3. November, wegen einer in der Mühle zu Emmerichenhain gehabten Schlägerei suspendiert wurde. Der Diaconus Beutler versah während seiner Suspension den Dienst. Er ist 1625 in die Grafschaft Isenburg gegangen.

11. Matthias Nahum wurde 1625, 7. August, eingesetzt. Er ist abgezogen.

12. Johann Theodor Brunius aus Bern in der Schweiz kam 1632 oder 1633 von der Schule in Beilstein hierher. Er hatte während des dreißigjährigen Krieges den traurigsten Standpunkt. In den häufigen feindlichen  Überfällen und Plünderungen wurde er von aller Habe und dem Notwendigsten entblößt und musste des kaum geretteten Lebens sich freuen. Dieser Drangsalierung endlich müde, ergriff er 1646 eine Gelegenheit, ins Dillenburgische zu kommen. Die beiden Kirchspiele Emmerichenhain und Neukirch baten ihn inständig zu bleiben. Jedes setzte ihm jährlich 15 Thlr. zu und versprach ihm die Kompetenz regelmäßig zu liefern. Er blieb und starb hier 1669. Ihm folgte sein Sohn

13. Johann Jacob Brunius, der hier 1697, 6. Februar, mit Hinterlassung einer Witwe starb

14. Johannes Dietz, seit 1697. Er hatte gute philosophische und theologische Kenntnisse, war ein denkender Kopf und verwaltete sein Amt mit aller Treue und vielem Fleiß. Er hat einen Katechismus aber nur in so vielen Exemplaren als für sein Kirchspiel notwendig waren, drucken lassen. In seinen Predigten und seiner Amtsführung ging er nur den Weg, den ihm gereiftes Nachdenken zeigte und band sich nicht an die toten Formen der Gewohnheit. Manchen Verdruss und selbst Untersuchungen zog er sich deshalb zu. Aber er wusste sich zu halten, wohl zu verteidigen und über elende Schikanen zu siegen. Wegen Alter und Schwachheit wurde ihm 1724, 31. März, erlaubt, durch den Kandidaten Manderbach von Hayer den Dienst versehen zu lassen. Er bedurfte aber dieser Hilfe im Zeitlichen nicht mehr lange, da er schon  1724, 9. April, einem höheren Rufe der Ewigkeit folgte.

15. Johann Henrich Manderbach von Haiger. Nur auf mehrmaliges dringendes Bitten des Kirchspiels wurde er 1724, 6. Juni, vom Landgrafen Carl von Hessen als Pfarrer nominiert. Er ging 1757 im September nach Freyendietz.

16. Michael Franz Faber kam 1757 von Niedershausen hierher und starb dahier den 28. November 1765, nachdem er 8 Jahre hier gestanden, ein Alter von 75 Jahren erreicht, 35 Jahre in Ehe gelebt und 34 Jahre im Predigtamt gestanden hatte.

17. Johann Pancarius Walther kam im Jahre 1766 nach Emmerichenhain, stand 26 ½ Jahre hier und starb 1793, 28. März, alt beinahe 66 Jahr.

18. Wilhelm Henrich Molly kam 1794 von der zweiten Pfarrei Burbach hierher und ging 1815 als Pfarrer nach Neunkirchen bei Siegen.

19. Franz Wilhelm Carl Chelius wurde hier 1815, 12. November, präsentiert (späterer Nachtrag: gestorben zu Emmerichenhain Juli 1850). Damit enden die ältesten Aufzeichnungen die Dekan F.W.C. Chelius nach alten Quellen in der Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Emmerichenhain angefertigt hat. Aus der gleichen Chronik geben wir noch die Namen der Pfarrer wieder, die danach in Emmerichenhain ihren Dienst getan haben.

20. Robert Wilhelm Hugo Freudenberg, geboren am 9.2.1823 zu Mannheim, seit dem 15. Oktober 1846 in Emmerichenhain neben F.W.C. Chelius tätig zur Unterstützung in dem großen Kirchspiel, wurde am 1. April 1847 als Pfarrvikar in Emmerichenhain ernannt, blieb hier bis zum 14. November 1853.

21. Wilhelm Ludwig Chelius, Sohn von F.W.C. Chelius (Nr. 19), wurde Pfarrer zu Emmerichenhain am 1. Oktober 1853 und starb hier am 3. August 1862.

22. August Friedrich Peter Andreas Ilgen, geboren am 13. Juli 1821 in Panrod, ab 7. Oktober 1862 Pfarrer in Emmerichenhain, anschließend nach Nastätten versetzt.

23. Heinrich Wolff, geboren am 26. Dezember 1828, war Pfarrer in Emmerichenhain vom 15. Mai 1873 bis zum 8. Juli 1883.

24. August Heinrich Wilhelm Louis Heckenroth wirkte als Pfarrer in Emmerichenhain vom 29. Juni 1883 bis ins Jahr 1885. Geboren war er am 23. Februar 1859 in Herborn.

25. Philipp Theodor Adolf Carl Massengeil, geboren am 10. Februar 1856 in Hirschhausen, Kreis Wetzlar, war in unserer Gemeinde Pfarrer vom 1. März 1886 bis zum Jahre 1901.

26. Otto Wilhelm Müller, geboren am 24. März 1870 in Offenbach/Dillkr., war Pfarrer in Emmerichenhain seit dem 1. März 1902, ging am 1. Mai 1914 als Pfarrer nach Grävenwiesbach.

27. Friedrich Walter Georg Wilhelm Hopf, geboren am 25. September 1887 in Herborn, wirkte als Pfarrer in Emmerichenhain vom 1. Mai 1914 bis zum 1. Oktober 1915 und ging danach in die Gemeinde Rossbach, Dekanat Selters.

28. Johannes Weber, geboren 12. Februar 1891 in Heringen, Kreis Limburg, tat seinen Dienst bei uns vom 1. April 1915 bis zum 11. April 1926.

29. Gottfried Karl Arnold Holzhausen, geboren am 11. Februar 1899 in Usseln/Waldeck, war Pfarrer in Emmerichenhain vom 16. Juni 1926 bis zum 3. Juni 1937.

30. Hans Lothar Karl Schäfer, geboren am 27. August 1911 in Frankfurt/Main, gefallen am 30. September 1943 bei Kiew.

Bis zum 11. Juli 1945 wurde die Pfarrei durch den Prediger Krug aus Breitscheid versehen.

31. Helmut König, geboren am 17. Februar 1914 in Friedberg/Hessen, war als Pfarrer in Emmerichenhain vom 12. Juli 1945 bis zum 30. April 1946.

32. Erwin Klauer, geboren am 27. Oktober 1913 in Mogendorf/Unterwesterwald, wirkte in Emmerichenhain ab Ende Mai 1946 bis zum 31. August 1950.

33. Gerhard Teichgräber, geboren am 16. November 1914 in Schwedt/Oder, war Pfarrer in Emmerichenhain von 1951 bis Dezember 1958.

34. Friedrich Rollbühler, geboren im Jahre 1930 in Dinkelsbühl/Bayern, der seinen Dienst in unserer Gemeinde vom 16. Mai 1959 bis zum 1. Dezember 1960 tat und danach in die Gemeinde Selters ging.

35. Hermann Gunkel, geboren am 23. August 1930 in Pfungstadt, war Pfarrer in Emmerichenhain vom 1. Dezember 1960 bis zum 1. November 1962, als er nach Schwanheim bei Bensheim verzog.

36. Paul Gerhard Göbel, geboren am 12. Dezember 1933 in Mainz, wirkte als Pfarrer in Emmerichenhain vom 1. November 1962 bis zum Januar 1969.

37. Werner Speck, geboren am 9. Januar 1940 in Dillenburg, tat seinen Dienst in der Kirchengemeinde Emmerichenhain seit dem 16. April 1969. Er verstarb im Jahr 1994.

Hier endet die Festschrift-Chronik aus dem Jahr 1982.

38. Georg Schmidt, geboren am 16. Juni 1950 in Siebenbürgen, war Pfarrer in Emmerichenhain vom 1. März 1995 bis zum 30. März 2003.

39. Elvira Bodenstedt, geboren am 19. April 1966, war Pfarrerin in Emmerichenhain vom 1. Juni 2003 bis zum 30. September 2009.

40. Markus Sauerwein, geboren am 30. Oktober 1978, war Pfarrer in Emmerichenhain vom 1. Januar 2011 bis zum 31. Juli 2015.

41. Katrin Krüger, geboren am 27. Oktober 1980, ist Pfarrerin in Emmerichenhain seit dem 1. Dezember 2015.

 

 

 

 

 

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